Auf eine der Seitenflächen des Aquariums werden abwechselnd Dias projiziert: Dürers „Melancholia“ und ein buddhistisches Mandala. Die Projektionen sind die einzigen Lichtquellen im Raum und beleuchten farbig die Aquarien mit den darin manö- vrierenden Unterseebooten. Die Flächen gegenüber den Pro- jektionen sind Spiegel in denen die Boote ihr eigenes Spiegelbild „sehen“.


Im Bug der U-Boote sind kleine Kameras montiert, die ein frontales Spiegelbild des Bootes mit den im Hintergrund leuchtenden Pro- jektionen aufnehmen. Als Live-Videostream werden diese Bilder per Internet in den jeweils entfernten Parallel-Raum übertragen, wo sie projiziert werden und neben den Aquarien eine zweite „Lichtinsel“ im Dunkel bilden.

Mittels Schläuchen, Pumpen und elektrischen Ventilen können die Aquarien gefüllt und entleert werden. Dies geschieht an den zwei Orten alternierend und wird durch ein rückkoppelndes, sich selbst steuerndes System automatisch geregelt. Via Internet „wissen“ beide Wassersysteme vom Status ihres entfernten „Double“ und kommuniziern auf folgende Weise:Ist das „westliche Aquarium“ bis zu einem bestimmten Pegel vollgelaufen, wird die weitere Wasserzufuhr gestoppt und eine E-Mail an das „östliche Aquarium“ gesendet, die dort als Steuerimpuls gelesen wird. Hier liegt das U-Boot auf dem Trockenen und wird nun wieder mit Wasser „versorgt“ bis ebenfalls ein Sensor den maximalen Füllstand  nach Westen meldet. Während ein Aquarium gefüllt wird, läuft das andere leer - ein endloser Kreislauf, der für den Betrachter aber nur durch den gleichzeitigen Austausch der Bilder über die Datenverbindung anschaulich wird. Jede gesendete Wasserstandmeldung enthält auch einen Befehl für die Diaprojektoren, das jeweilige Bild zu wechseln. „Melancholia“  wird durch „Mandala“ ersetzt und „Mandala“ durch „Melancholia“.

Die Motoren der U-Boote sind durchgehend in Betrieb und wechseln in festem Takt zwischen Vorwärts- und Rück- wärtsfahrt, der Schiffskörper bewegt sich also bei hinreichen- dem Wasserstand fortwährend hin und her. Ist das Aquarium leer wird er wie ein Fisch auf der Seite liegen und der Antriebs- propeller läuft leer. Füllen bzw. Entleeren der Aquarien wird etwa 20-30 Minuten beanspruchen, wodurch ausgedehnte Funktionszyclen entstehen, die sich durch die simultane Bildübertragung aus den entfernten Parallelsystemen zu einer durchgängigen Dramaturgie verschränken.

 

Auch wenn die „subjektive“ Sicht der U-Boot-Kameras  (zudem reduziert auf die   geringe  Übertragungsqualität des Internets) zunächt nur geringen Aufschluß über die entfernten Ereignisse gibt, wird sich das Gesamtsystem in der Imagination des Betrachters bald selbsttätig rekonstruieren, denn hier wie dort geschieht zeitversetzt ein- und dasselbe. Beide Ausstellungs- räume sind exakt identisch aufgebaut, generieren in ihrer wechselseitigen Kommunikationsstruktur aber eine dramatur- gische Dichte und symbolische Intensität. Die Spannung zwischen virtueller und tatsächlicher Parallelität wird zum magischen Ereignis: Ein geographischer wie metaphorischer Diskurs zwischen Orient und Okzident - als funktionales System  vielleicht auch ein neuerlicher Versuch konkreter Poesie.

 

  

D a s   U - B o o t - P r o j e k t
 

Zwei dunkle Räume an zwei verschiedenen Punkten des Globus, Ost und West, vielleicht 10.000 km voneinander ent- fernt, verbunden nur durch Datenleitungen des Internets. In jedem Raum ein großes beleuchtetes Aquarium in dem ein etwa 100cm langes Modell-U-Boot sich hin- und herbewegt.

gefördert durch

Realisation:

D a s   U - B o o t - P r o j e k t
Eine Online-Video-Submarine-synchron-Ikonographie

18.02. - 17.04.2005
Würtembergischer Kunstverein, Stuttgart

08.12.2004.-14.01.2005
Tophane-Kunsthalle, Istanbul

27.6.-5.9.2004
Ausstellungshalle Zeitgenössische Kunst, Münster